Bericht zur Informationsveranstaltung der
Bürgerinitiative GEGENWIND-KRAFTGRUPPE Sulz – Dornhan - Vöhringen
am Dienstag, 07.05.2024 – Tonauhalle Vöhringen
Begrüßt wurden die über 400 Besucher durch die Vorstandsmitglieder Susanne Sailer und Armin Neu.
Klaus Vosseler, ebenfalls Mitglied der Bürgerinitiative, stellte anhand von Karten das bisher als gesichert geltende Ausmaß an Windanlagen vor: Allein in unserer Region sind es bislang 33 Anlagen. Dazu kommen weitere große Windindustriegebiete in unserer Nachbarschaft, im Zollernalbkreis und im Kreis Freudenstadt. Still und heimlich entsteht so eine gigantische überregionale Industrielandschaft.
Als Susanne Sailer im Anschluss mehrere Visualisierungen unser Landschaft mit den geplanten Anlagen vorstellte, ging ein Raunen durch den Saal. Der gesamte Höhenzug soll mit riesigen Anlagen gepflastert werden. Diese sind mit nahezu 300 Metern doppelt so hoch wie der Höhenzug selbst.
Im anschließenden Beitrag von Alexander Edele, dem Vorsitzenden der Bürgerinitiative Hohenzollern e. V., ging es zunächst um die unterschätzten Gefahren durch Schall und Infraschall. So hat Infraschall eine Reichweite von bis zu 10 km und kann zu HerzKreislauf-Problemen, Schlaflosigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsschwäche, Kopfschmerzen, Tinnitus und Schwindel führen. Dazu kommt auch noch der Schattenwurf (bis zu 5 km Reichweite bei Anlagen mit 275 m Höhe).
Der Abrieb von Carbonfasern („Fiese Fasern“) an den Rotorblättern stellt ein weiteres vollkommen unterschätztes Problem dar: Diese Fasern sind lungengängig und krebserregend. Sie werden von Menschen, Wild- und Weidetieren über die Nahrung aufgenommen und gelangen in den Boden und ins Grundwasser. Dabei wird auch vor Wasserschutzgebieten und Trinkwasserspeichern nicht Halt gemacht - mit unabsehbaren Folgen für unser aller Gesundheit.
Das gesamte Waldgebiet wird auf irreversible Weise geschädigt. Riesige Bodenflächen werden zerstört, durch gigantische Betonfundamente, durch den Wegebau mit seinen extrem breiten permanenten Schneißen für die Zuwegung und durch die großflächige Verlegung von Leitungen für den Ausbau des Stromnetzes. Echte Rückbaumaßnahmen sind gar nicht machbar, noch sind diese finanziell auch nur andeutungsweise abgesichert.
Auch die Folgen für den Luftraum sind verheerend. Rotorblätter töten Vögel, Fledermäuse und massenhaft Insekten, wobei der Artenschutz weitgehend aufgehoben wurde. Nicht einmal vor Naturschutzgebieten wird Halt gemacht. Nicht zuletzt sind Immobilien in Windanlagennähe erwiesenermaßen von extremem Wertverlust betroffen (bis zu 23 %).
Es folgte der Vortrag „Energiewende gescheitert? Mit Windkraft in die Stromkrise.“ von Prof. Dr. Michael Thorwart, Physiker und Mitverfasser der Studie "Der Windatlas Baden-Württemberg 2019 im Realitätscheck". Thorwart ging auf den physikalischen Hintergrund der Windenergie ein und wies unter anderem auf die geringe Energiedichte und den damit verbundenen minimalen Windertrag, die akute Gefährdung unseres Stromnetzes durch die völlig unberechenbare Windverhältnisse („Flatterstrom“) hin. Großtechnische Möglichkeiten zur Speicherung der Energie sind bis auf weiteres nicht absehbar. Er führte die aberwitzigen Kosten sowohl für BackupEnergie (bei Windflaute), für den Bau der Anlagen als auch für den Ausbau eines riesigen dezentralen Stromnetzes, auf. Hier geht es um Billionen. Schließlich machte er auf die Unstimmigkeiten im Windatlas aufmerksam. So hat eine wissenschaftliche Untersuchung ergeben, dass die Prognosen im Windatlas 2019 um 20 bis 30 Prozent zu hoch angesetzt sind. Zu seinem Vortrag liegt ein detaillierter Pressebericht vor.
Im letzten Vortrag berichtete Thomas Klumpp sowohl leidenschaftlichen als auch technisch höchst fundiert von seinen jahrzehntelangen persönlichen Erfahrungen mit Windanlagen. Klumpp kommt aus der Nähe von Veringenstadt und setzt sich seit Jahren vehement gegen den Bau von Windanlagen ein. Als Maschinenbauingenieur war er zunächst fasziniert von der Technik, wurde dann aber durch langjährige und intensive Auseinandersetzung mit der Thematik zum entschiedenen Gegner. Sehr eindrücklich war sein Hinweis auf die Anfälligkeit und die teilweise minderwertige Qualität der Anlagen und die Gefahren, die davon ausgehen. So ist bei der Anlage in Veringenstadt schon nach wenigen Monaten der Stahlkörper geborsten und musste mit einer Manschette gesichert werden. Viele vorangegangene Informationen zu Gesundheitsgefahren und der irreversiblen Naturzerstörung wurden von ihm intensiviert und mit technischen Details untermauert. Sein leidenschaftlicher Appell für den Erhalt unserer Natur richtete sich an alle Anwesenden, besonders aber an die jüngere Generation, um deren Zukunft es schließlich geht und die sich viel zu wenig kümmert.
Die Veranstaltung endete mit einer Fragerunde. Der Informationsbedarf bei den Zuhörern war äußerst hoch.
Pressebericht: Energiewende gescheitert?
– Mit Windrädern in die Stromkrise Vortrag am Dienstag,
7. Mai 2024, Tonauhalle Vöhringen
Vöhringen - Am Dienstag, 7. März 2024, veranstaltete die Bürgerinitiative Gegenwind Kraftgruppe Sulz-Dornhan-Vöhringen einen Informationsabend für die Bürgerschaft. In einer Übersicht über den aktuellen Stand der Planungen zu Windindustrieanlagen in unserer Region wurde das gigantische Ausmaß der Vorhaben mit ca. 1.200 Hektar und 33 möglichen Windanlagen verdeutlicht.
Der aus Haigerloch stammende Professor Michael Thorwart, der als Physiker an der Universität Hamburg forscht und lehrt, präsentierte anschließend in einem Vortrag die generelle Situation der Energiewende in Deutschland.
Zunächst legte Thorwart die Konzeption der Energiewende in ihrer aktuellen Form dar. Der geplante Ausstieg aus den Energieträgern Kohle und Gas soll in eine klimaneutrale Energiewirtschaft auf der Basis von Wind und Sonne führen. Deren unstete Energieerzeugung muss allerdings momentan durch fossile Kraftwerke ergänzt werden. Die Abhängigkeit von russischem Gas hat aber das Land in der jüngsten Vergangenheit in eine massive Energiekrise geführt. Zudem krankt die Energiewende an zwei prinzipiellen, physikalisch bedingten Schwächen, die nicht zu lösen sind.
Zum einen haben die Erneuerbaren Energien extrem geringe Energiedichten, was Thorwart am Energieinhalt einer Tafel Schokolade erläuterte. Diese negative Eigenschaft ist die Ursache, warum die Erneuerbaren sehr viel Raum und einen riesigen Materialeinsatz erfordern. Hohe Preise und mangelnde Akzeptanz in der Bevölkerung ergeben sich als Folge daraus. Zum anderen liefern Wind und Sonne nicht konstant Energie, sondern nur dann, wenn es die Launen der Natur ermöglichen. Thorwart verdeutlichte diese „Flatterenergie“ anhand von aktuellen Zahlen aus dem Dezember 2022. Großtechnische Energiespeicher sind bis auf weiteres nicht absehbar.
Weiterhin stellte Thorwart drei eigene wissenschaftliche Studien zum Windatlas BadenWürttemberg 2019 vor. In einer Untersuchung haben die beteiligten Wissenschaftler festgestellt, dass die Prognosen im Windatlas um 20 bis 30 Prozent zu hoch angesetzt sind, was aus direkten Vergleichen mit bekannten Erträgen laufender Windindustrieanlagen ersichtlich ist. Generell bewertet Thorwart die Zuverlässigkeit des Windatlasses als sehr niedrig. In einer zweiten Suche wies Thorwart auf einen inneren Widerspruch in der aktuellen Landesplanung hin. So empfiehlt das Umweltministerium Baden-Württemberg einen Mindestwert der mittleren Windleistungsdichte von 215 Watt pro Quadratmeter, wohingegen der Bundesverband Windenergie von einem Mindestwert der Windgeschwindigkeit von 6,5 Meter pro Sekunde für einen wirtschaftlichen Betrieb ausgeht. Thorwart hat nun beide Werte zu einander umrechnen können und zeigt auf, dass der Wert der Landesverwaltung einer Windgeschwindigkeit von 5,2 Meter pro Sekunde entspricht. In einer dritten Studie berichtete Thorwart von einer nicht erklärbaren schlagartigen Änderung der Windgeschwindigkeiten beim Überqueren der Landesgrenze zu Bayern. Ein Vergleich mit dem Bayerischen Windatlas hat drastische Sprünge in den Prognosen an der Landesgrenze ergeben.
Zum Schluss benannte Thorwart mögliche Alternativen. Die aktuelle Energiekrise kann seiner Ansicht nach nur durch den Einsatz der modernsten Form der Kernenergie mit Reaktoren der Generation IV gelöst werden, nur so ist der aktuelle Wohlstand bei größtmöglicher Klimaneutralität zu sichern.
Thorwart plädierte auch für eine europäische Initiative zur Erforschung und Entwicklung der neuen Kerntechnik. Überholte ideologische Denkmuster aus den 1980er Jahren müssten überwunden werden, so der Vortragende.
Im Anschluss an den Vortrag bestand die Möglichkeit Fragen zu stellen. Der Informationsbedarf bei den gut 400 Zuhörern war sehr groß.